Mittwoch, 21.10.2009
JAMBO, WO IST DIE FÄHRE?

Zwei Stunden nach dem Frühstück kommen wir bei Moshi vorbei, das direkt am Fuß des Kilimanjaro liegen soll, dem höchsten Berg Afrikas. Kann die Existenz des Berges leider nicht bestätigen, ich sehe keinen Kilimanjaro, schon gar keinen schneebedeckten. Auf der anderen Seite wollen ja einige aus unserer Gruppe vergangene Woche oben gewesen sein...

(c) Peter Belina

Gegen 16 Uhr kommen wir in Dar es Salaam an, es müssen noch die Fährtickets für morgen besorgt werden und vor allem müssen wir noch das Nadelöhr über den Kursini Creek überwinden. Die Kigamboni-Fähre pendelt auf der 500 Meter breiten Meerenge zwar ununterbrochen hin und her, aber erst nach 2 Stunden können wir endlich übersetzen. Die Hälfte der Zeit stand unser Truck dabei direkt am Fischmarkt. Jetzt sind unsere Klamotten also nicht nur hoffnungslos verstaubt, sie riechen auch noch nach Fisch. Bon appetit!

Am Campingplatz angekommen, geht es erst einmal direkt ins fischreiche ;-) warme Meer zum Baden.

(c) Peter Belina

Donnerstag, 22.10.2009
JAMBO, AUF NACH SANSIBAR!

Früh am Morgen (wenn ich im Zusammenhang mit Afrika von früh rede, meine ich wirklich früh, meist zwischen 04:30 Uhr und 06:00 Uhr) geht es erst einmal per Minivan zur Kigamboni-Fähre, wo wir heute nur rund eine halbe Stunde warten müssen und kurz danach per Schiff nach Stone Town fahren, der größten Stadt auf Sansibar. In zwei Stunden sollen wir auf der Insel ankommen, tatsächlich dauert die Fahrt eher 240 Minuten. Egal, man bekommt ja auch etwas zu sehen.

(c) Peter Belina

Obwohl wir uns immer noch in Tansania befinden, müssen wir noch durch die Grenzkontrollen. Dies hängt mit dem Sonderstatus von Sansibar zusammen. Schließlich haben sich das große Tanganjika und das kleine Sansibar (4.891 kmincl. Pemba und Mafia) erst am 26. April 1964 zum gemeinsamen Staat Tansania (945.087 km2) vereint. Erst wenige Monate zuvor war es zu einer Revolution gegen den Sultan von Sansibar gekommen. Die Insel hat noch heute einen politischen Sonderstatus.

(c) Peter Belina

Wir wohnen in einem  leicht heruntergekommenen Hotel mit sehr viel Atmosphäre mitten in den engen Gassen der Altstadt. Die ersten aus unserer Gruppe verlassen uns leider bereits - Nina und Ferdi. Ich hoffe, ihr hattet noch einen wunderschönen Strandurlaub!

Zusammen mit dem Amerikaner Dale vagabundiere ich durch die verwinkelten und engen Gassen der Altstadt. Viele Gebäude sind aus Korallensteinen erbaut, viele der alten Häuser haben wunderbare Türen. 

Zum Sundowner treffen wir uns mit den anderen im ehemaligen "British Club", ursprünglich ausschließlich zugelassen für die britischen Kolonialherren, dem heutigen "African House Hotel". Zum Abendessen geht es ins Restaurant "Monsoon" mit seinem typisch sansibarisch-arabisches Essen mit arabischer Musik in sansibarisch-arabischen Ambiente. Die Schuhe bleiben vor der Tür, wir sitzen im Schneidersitz auf Kissen am Boden und dinieren an niedrigen Swahili-Tischen. Ein Traum!

(c) Peter Belina

Anschließend geht es noch zu den Forodhani Gardens, wo es an unzähligen Garküchen und Ständen leckere Kleinigkeiten zum Essen gibt.

(c) Peter Belina

Freitag, 23.10.2009
JAMBO, DAS RIECHT GUT!

Mit einem einheimischen Guide bekommen wir heute noch etliche versteckte Winkel der Altstadt zu Gesicht, u.a. kommen wir zum Fischmarkt, wo etwa Thunfisch für einen Appel und ein Ei verkauft werden (natürlich im Ganzen, auf Wunsch auch gerne in handliche 20 kg-Stücke gehackt).

(c) Peter Belina

(c) Peter Belina

Nachdem wir am Abend zuvor so gut gegessen hatten, wollten wir natürlich wissen, wo all diese Gewürze herkommen. Dazu besuchen wir eine typische Gewürzfarm. Hier lernt der ahnungslose Mitteleuropäer unbekanntes Obst und nie zuvor gehörte Gewürze kennen. Aber auch Obst und Gewürze, die es bei uns im Supermarkt gibt, wollen neu erforscht werden, frisch gepflückt schmeckt es halt doch ganz anders. Also essen wir uns einmal quer durch die Spice-Farm durch: ob Litschi, Rambutan, Mangosteen, Dorian (oh, die muffelt!), Starfruit (In Deutschland vor allem als Deko benutzt, hier schmeckt sie richtig gut!), Mango, Papaya, Kokosnüsse, Kakaobohnen, Pfeffer, Kardamom, Zimt, Nelken usw. alles frisch vom Baum, vom Strauch oder aus der Erde.

(c) Peter Belina(c) Peter Belina

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am frühen Nachmittag kommen wir im Norden der Insel an, in Nungwi, wo wir die kommenden beiden Tage in den Amaan-Bungalows wohnen sollten. Nach einem Mittagessen im Restaurant auf Stelzen direkt über dem Meer geht es erst einmal an den Traumstrand.

Im Restaurant Langi Langi, das auch wieder auf Stelzen über dem Meer steht, gibt es wieder ein sehr gutes Abendessen, ich entscheide mich für das indisch-arabisch angehauchte Kingsfish-Curry.

 

Samstag, 24.10.2009
JAMBO, IM GESCHICHTSUNTERRICHT AUFGEPASST?

Die meisten der anderen gehen zum Schnorcheln, ich klinke mich da mal aus, schließlich dauert dieser Ausflug fast den ganzen Tag, ich will aber auch noch etwas an den Strand. 

Ich liege dort aber nicht nur faul herum, sondern wandere an der Nordküste entlang, wo auch heute noch die traditionellen Dhaus gebaut und repariert werden- genauso, wie schon vor über 200 Jahren: Mit Muskelkraft aus Mahagoni-Stämmen gesägt, mit selbst geschmiedeten Nägeln verbunden und mit in Kokosöl getränkter Baumwolle abgedichtet. Der Bau einer Dhau dauert bis zu 10 Monate!

(c) Peter Belina

Das Fotografieren von Menschen ist immer ein Balanceakt, vor allem in islamisch geprägten Gegenden wie der Insel Sansibar. Teilweise sind die betreffenden Personen auf Anfrage mit einem Foto einverstanden, aber nicht immer. Am "härtesten" war die Forderung eines Schiffsbauers, der 20 US-$ für ein Foto haben wollte. Tja ja, die Amerikaner haben die Preise ganz schön verdorben. "20 Dollars? Oh no, I’m not an American!" - "Where are you from?" - "Germany." - "O.k., two questions: In which year was the Sansibar- Helgoland Treatment?" - "1890, why do you ask?" - "And what was the name of the ‘Schutztruppen’-General in World War I?" - "Lettow-Vorbeck." - "O.k., I see, you are really from Germany, you get the photos for free!". Da sage noch einer, das es sich nicht lohnt, vor Reiseantritt einen guten Reiseführer zu lesen!

Abends geht es per Taxi nach Kendwa Rocks, einem Restaurant mit Nightclub. Mein Zimmergenosse hat dummerweise den Schlüssel in der Rezeption abgegeben und dabei aber leider nicht berücksichtigt, dass diese um drei Uhr früh nicht mehr offen hat. Dankenswerterweise hat aber im Hotel jemand mitgedacht, einer der Nachtwächter hat den Schlüssel für uns in Verwahrung genommen, so dass wir in unseren Bungalow kommen.

SONNTAG, 25.10.2009
JAMBO, DAS DAUERT ABER WIEDER!

Nach einem letzten Bad im Meer geht es wieder nach Stonetown, wo uns eine Fähre wieder nach Dar es Salaam bringt, diesmal tatsächlich in rund 2 Stunden. Genauso lange dauert es aber wieder, bis wir mit unserem Minibus (geschätztes Baujahr 1915) wieder auf die Kigamboni-Fähre kommen. Wir übernachten wieder im Süden von Dar es Salaam, wo auch unser Truck steht.

MONTAG, 26.10.2009
JAMBO, JAMBO! DAS DAUERT ABER WIRKLICH!

Nachdem ich mein Zelt zerlegt habe, schwitze ich wieder volle Kanne, also geht es vor dem Frühstück um 05:00 Uhr erst einmal zum Baden ins Meer. 

Heute sind wir nur noch zu zweit, dazu kommen noch die drei Jungs von Nomad, unsere Reisebegleiter. Damit keine Missverständnisse auftreten: Die ganze Tour kostet für drei Wochen 945 Euro, incl. Transport, alle Übernachtungen und Vollpension, hinzu kommt ein Local Payment in Höhe von 550 US-$ für Essen, Getränke, Eintritte usw.!

Heute haben wir wieder eine lange Strecke vor uns. Zunächst geht es wieder über den Kigamboni Creek. Zusammen mit Ole (dem Übersetzer, der für uns nicht übersetzen muss, dafür aber ein angenehmer Mitreisender ist, mit dem ich viele lange Gespräche geführt habe) setze ich mich ab, wir gehen zu Fuß zur Fähre. Ich muss zu einer Apotheke, habe meinen Toilettenbeutel mit den Malariatabletten entweder im Bungalow vergessen oder er ist auf der Fähre gestohlen worden (dort wurden alle Gepäckstücke auf dem Verdeck gestapelt).

Obwohl wir warten mussten, bis die Apotheke geöffnet hat, noch im Supermarkt waren, keinen funktionierenden Geldautomaten gefunden haben und ich noch Geld wechseln musste und obwohl wir mit dem Taxi zu einem Hotel im Norden der Stadt müssen, wo zwei neue Gäste aus England zusteigen, warten wir über zwei Stunden, bis der Truck mit den anderen eintrifft.

Es ist eine lange Fahrt nach Iringa, der Hochburg des Tansanischen Chili-Ketchups und Tabaks. Wir übernachten ca. 50 km südlich auf der Old Farm Kisolanza, wo ich für 18 US-$ upgrade und in einem Einzelzimmer schlafe. Irgendwie hatte ich keinen Bock, mitten in der Nacht das Zelt aufzubauen. Das sehr gute Abendessen gab es in einem wunderbar gestalteten Speisezimmer. 

(c) Peter Belina

DIENSTAG, 27.10.2009
OH MAMBO - EINE MAMBA!

Sie Sprache ändert sich (aus "Jambo" wird "Mambo"), das Bier ebenfalls, aus "Kilimanjaro" wird "Kuche Kuche", bezahlt wird nicht mehr in Tansanischen Schillingen, sondern in Malawi Kwacha. Willkommen in Malawi, dem warmen Herzen Afrikas! Laut Reiseführer verirren sich pro Jahr nur ca. 6.000 Touristen aus dem deutschsprachigen Raum hierher. Zu Unrecht! Ist aber andererseits gut so, schließlich ist der Tourismus nicht immer ein Segen. 

Malawi zählt zu den ärmsten Ländern überhaupt, wobei die Versorgung mit Lebensmitteln dank der reichlichen Regenfälle und des Malawisees meist gut ist. Das Land mit seinen 118.484 km2 Fläche (Bayern: knapp 80.000 km2) kommt auf ein Straßennetz von 13.700 km, wovon gerade mal 2.320 km asphaltiert sind!

Wir übernachten in der Chitimba Lodge, relativ weit im Norden am Malawi-See gelegen. Dieser auf 473 Metern Höhe gelegene See ist mit einer Fläche von 28.500 km2 immerhin der drittgrößte Afrikas, seine tiefste Stelle erreicht 200 Meter unter dem Meeresspiegel. Über 500 Fischarten gibt es, 95% davon sind endemisch! Die Lodge mit ihrem Campingplatz liegt direkt am langen Sandstrand - und das ist gut so, denn die Temperaturen erreichen Rekordwerte!

Beim Schnorcheln teste ich sicherheitshalber mal, ob es sich wirklich um Süßwasser handelt, immerhin ist der See so groß, dass das andere Ufer nicht zu sehen ist, die Wellen sind recht hoch und der Sandstrand traumhaft. Man könnte denken, man badet im Meer. Schnorcheln hier ist so, als würde man seinen Kopf in ein Aquarium stecken!

Am nächsten Morgen erfahre ich, dass die Wachen in der Nacht eine schwarze Mamba am Zeltplatz getötet haben. Auch das ist Afrika.


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(c) Peter Belina

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